Von tiefdunklen Tannen umrahmt liegt vor steilen Gipsfelsen in den Vorbergen des Harz der geheimnisvolle Bauerngraben, auch - da er unabhängig von Regenfällen abwechselnd mit Wasser gefüllt oder vollständig trocken liegt - periodischer See genannt. Er ist auf abwechslungsreichem, vom Harzklub gut bezeichneten Wege in einer halben Stunde von Roßla zu erreichen. Unterwegs treffen wir auf die Grenzeiche, einen mehrhundertjährigen Baum mit breit ausladender Krone. Unter dieser Eiche wurden in der Vergangenheit viele Feste gefeiert.
Der Bauerngraben bedeckt eine Fläche von ca. zwölf preußischen Morgen. An einigen Stellen verwittert der Gipsfelsen stark und stürzt zusammen. Ein geheimnisvoller Reiz liegt über dem Bauerngraben, wenn er mit Wasser gefüllt ist.
Das Auftreten und Verschwinden des Wassers ist nicht an bestimmte Zeiten gebunden. Auch die Witterungsverhältnisse sind nicht von entscheidendem Einfluß auf das Kommen und Gehen. Er hat mit seinem Wasser schon Trockenperioden überwunden, andererseits füllt er sich nicht ### (?) durch heftigen Regen. Das Steigen des Wassers geht in der Weise vor sich, daß es durch Schlotten am Rande des Sees aus der Tiefe hervorbricht und das Bett ausfüllt. Dabei verschwindet es oft ziemlich schnell im Inneren des Berges. Augenblicklich ist der See wieder ohne Wasser.
Es ist anzunehmen, daß in dem Bergzuge große unterirdische Hohlräume vorhanden sind, die bei dem Steigen und Fallen des Wassers mitwirken. In welcher Weise das geschieht, ist unbekannt. In früheren Zeiten hat
man angenommen, daß der bei Roßla zutage tretende Zollbach Wasser aus dem Bauerngraben enthielte. Es sind Versuche mit gefärbtem ### (?) gemacht worden, die aber zu keinem Ergebnis geführt haben. Die Tatsache, daß der Zollbach auch bei der größten Trockenheit gleich stark läuft, selbst wenn der Bauerngraben kein Wasser enthält, spricht gegen eine Verbindung des Bauerngrabens mit dem Zollbach.
Erforscht ist das Wunder des Bauerngrabens noch nicht. Alte Leute erzählen, nachdem der See mehrere Jahre ohne Wasser gewesen sei, hätten die Bauern das Gras gemäht und Heu gemacht. Da sei in der Nacht der See plötzlich mit Wasser angefüllt gewesen, sodaß das Heu darauf geschwommen habe. Die Bauern, die mit Fuhrwerken zum verfahren gekommen waren, hätten umkehren müssen.
Mit dem Besuch des Bauerngrabens ist zweckmäßig auch ein Spaziergang der von dort leicht erreichbaren Questen-Kultstätte zu verbinden. Ein reizvoller Waldweg führt nach dieser bei dem Dorf Questenberg gelegenen altheidnischen Opferstätte.